Atlasländer.
105
Gränze der Sahara endigt. Es ist von einem gewaltigen
Gebirgssysteme durchzogen, welches wir nach dem Vorgänge
der Alten Atlas nennen: ihre Sage, daß A. den Himmel
trage, zeugt von seiner Höhe. Doch kennen wir den Zug
dieses Gebirges lange nicht vollständig; jetzt erst möchte sich
genauere Einsicht aufthun. Merke so viel: Im N. vom Cap
Nun steigt der A. aus dem Meere steil empor und zieht^ als
Hoch-Atlas oder Daran nach No-, mit Gipfeln über
13,000' hoch. Niedriger sind die Ketten, welche dann nach
O. ziehen, als Wall gegen die Wüste; sie verbinden sich her-
nach mit dem Basaltrücken, der Tripoli von Fezzan schei-
det. Der nördliche Zweig der Hauptkette, der unmittelbar
an der Meeresküste bis zu der kleinen Syrte zieht, heißt ge-
wöhnlich kleiner Atlas. Man denke sich unter dem Gan-
zen eine Vereinigung mehrerer, in verschiedener Richtung
ziehender Bergketten und Plateaur und zum Meere abfallen-
der Terrassen. Löwen, Panther und Schakals sind hier nicht
selten. Die Nordhänge des Gebirges und die Ebenen an sei-
nem Fuße sind, selbst unter jetziger nachlässiger Verwaltung,
äußerst fruchtbar: in Klima, Vegetation sehr dem südlichen
Europa ähnlich. Hier, im heutigen Tunis, lag das Gebiet
eines im Alterthum hochberühmten Staates, des durch Dido
von Tyrus (@. 69.) gegründeten Carthago. Gegen O.
stritt es mit Cyrene um die Gränze, im W. und S. hatte
es mit den Königen Numidiens seine Kriege Aber in
der Blüthezeit der mächtigen Handelsrepublik gehorchte ihr
auch halb Sicilien, Sardinien, Corsika, das südliche Spa-
nien. Rom vernichtete die gefährliche Nebenbuhlerin in 3
punischen Kriegen von 263—241 (Duilius, Regulus),
219 — 201 (Hannibal, Scipio der Aeltere), 149 — 146
(Scipio der Jüngere). Ihr Gebiet ward als Africa propria
Provinz: später auch Nu mi dien und das äußerste Mau-
retanien. In der Völkerwanderung stifteten um 400
hier die Vandalen ein Reich, das um 530 vor dem
Helden Belisar, dem Feldherrn des oströmischen Kaisers
I usti ni an, zusammensank. Aber schon in der Mitte
des siebenten Jahrh. drang auch hierher der Eroberungs-
sturm der Araber. Gerade in diesem äußersten Westende
ihres Kalifates, Mohgrib ul Aksa, wie sie es nannten,
vernichteten sie alle Spuren des hier einst blühenden Chri-
stenthums. Nirgends ist der Islam versolgungssüchtiger und
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Türkische Provinzen.
231
Küste, besonders auf der Halbinsel Chalcidice, welche nach So.
gestreckt wieder in 3 Zinken ausläuft; der östliche trägt auf seinem
Borsprunge den isolirten Athos, 6000', an dem einst die Flotte der
Perser scheiterte. Kam man aus Thracien, so traf man zuerst auf
Philipp! (Brutus und Cassius, Cäsars Mörder, besiegt 42.
Brief Pauli an die Philipper) — dann auf Am p hipo lis. Zwi-
schen dem westlichen und mittleren Zinken von Chalcidice lag das
blühende Olynth; da, wo sich der westliche abtrennt, Potidäa.
Alle diese Orte werden im peloponnesischen Kriege und in den Krie-
gen Philipps oft genannt. Wo Chalcidice sich im W. abtrennt, in
einer reizenden Seelandschaft, lag Thessalonica, an dessen Ge-
meinde Paulus schrieb. Diese Stadt ist noch jetzt als Salo nicht
vorhanden und die Hauptstadt der Provinz mit bedeutendem Handel,
an 70,000 E. Der Busen zwischen dem Festlande und der Halbinsel
von Macedonien ist jetzt nach ihr benannt. Den Athos bedecken
griechische Klöster (die einzigen Kirchen, welche im Lürkenreiche
Glocken haben dürfen ), zu denen weither gewallfahrtet wird. Haupt-
sttz der griechischen Gelehrsamkeit (viele Bücher und Manuscripte)
und Bildungsanstalt für griechische Priester.
ä) Thessalien, im S. von Macedonien, zwischen dem Pindus
und zwei östlichen Querriegeln desselben. Aber auch am Meerufer
ziehen hier Berge, wie Ossa und Pelion. So ist T. ein wel-
lenförmiges , fruchtbares und schönes Kesselland. Nur im No. hat
sich der Hauptfluß Salambria, bei den Alten Peneus, in dem
malerischen Thale Tempe den Durchgang zum Meere erzwungen.
Die alte Hauptstadt Larissa ist noch jetzt als Ienischeher be-
deutend. Ziemlich in der Mitte die Stelle des alten Pharsalus,
wo Cäsar 48 den Pompejus schlug. Im Süden am Pindus die
ältesten Sitze der Hellenen (S. 223.). Die Küste im So. durch
mehrere Busen eingeschnitten: an dem größten, jetzt B. von Bolo,
lag Jolcus, von wo die Argonauten aussegelten (S. 224.). Der
südlichste Strich von T. gehört schon zum Königreich Griechenland.
e) Auf dem schmaleren Westflügel der Halbinsel, von dem öst-
lichen durch größere Rauhheit der Gebirge und durch Seen-Bil-
dung verschieden, treffen wir im Nw. auf die Landschaft Her-
zegowina. Im S. schließt sich das etwa 50 Dl. große, unab-
hängige Gebiet der M o n t e n e g r i n e r an, welche unter dem Schutze
der Rusten und Türken stehen; an die letzteren zahlen sie Tribut, noch
häufiger liegen sie mit ihnen im Kriege. Ein roh-kräftiges Volk von
flavischem Blut und griechischem Glauben, ihr Bischof ist zugleich ihr
weltliches Haupt oder Bla d ik a. Ihre Berge und ihre kühne Tapfer-
keit machen sie unbezwinglich. — An ihr Gebiet schließt sich bis an die
Gränze des Königreichs Griechenland Albanien oder Arnaut an,
das Gebiet der alten Länder Illyrien und Epirus. In der spä-
ter» Römerzeit soll albanisch Volk vom Kaukasus hierher geführt
fein; daher der Name und die wunderbar gemischte Sprache. Als
die Türken eindrangen, wehrte sich hier bis an seinen Tod helden-
müthig der Fürst Georg Kastriota, von den Türken Skan-
d erb eg genannt, d. i. Alexander (d. Große). Die Arnauten sind
überhaupt ein kräftiger, kriegerischer Menschenschlag, der aber jetzt
für Geld Jedem seil ist; nichts übertrifft ihre grausame Wildheit
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Extrahierte Personennamen: Philipp Brutus Cäsars_Mörder Cäsars Potidäa Philipps Thessalonica Larissa Cäsar B._von_Bolo Jolcus Georg_Kastriota Alexander_( Alexander
25
scheu Waldes so eng znsammengedrängt, daß es
ihnen an Unterhalt fehlen mußte.
§. 3.
Die Kimbern und Teutonen.
Es war ums Jahr 113 v. Ch., als man
in Rom zuerst den Namen der Kimbern und
Teutonen vernahm, die aus Schleswig und den
anliegenden Küsten der Nordsee ausgezogen wa-
ren, und die römischen Provinzen zwischen den
Alpen und der Donau verheerten. Der Consul
Paptrius Carbo, der die Waffen gegen sie
kehrte, wurde von ihnen bet No re ja (in heu-
rigen Krain) hart geschlagen. Von dorr wand-
ten sie sich nach Helvetien, wo sich ihnen die
Tiguriner anschiossen, und dann nach Gallien.
Rasch nach einander wurden nun S i! anus (im
1.109), Cassius am Genfer See (107), und
Aurelius Scaurus mit den Legionen, die
sie zur Verrheidtgung Galliens führten, geschla-
gen. Einem verwüstenden Strome gleich, walz-
ten sich ihre Haufen durch Gallien, wandten sich
aber nach einem vergeblichen Angriff auf Spa-
nien wieder rückwärts, warfen die Heere des
Cäpto und Manlius am Rhodanus (im
I. 105) darnieder, und drohten in Italien ein-
zubrechen.
Eben war die Nachricht von der Gefangen-
nehmung des verschmitzten Königs Iugurtha von
Numtdien in Rom angekommen, da erschollen
die Gerüchte von dem Ungewitter, das an Ita-
liens Gränzen schwebte. 300,000 streitbare Män-
ner mit Weib und Kind, so hieß es, zögen
heran, Land fordernd. Ungeheures Schrecken
kam über Rom, um das es geschehen war, wie
«in römischer Geschichtner selbst versichert, wenn
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Extrahierte Personennamen: Consul
Paptrius_Carbo Aurelius_Scaurus Königs_Iugurtha_von
Numtdien
Extrahierte Ortsnamen: Rom Schleswig Donau Krain Helvetien Gallien Galliens Gallien Rhodanus Italien Rom Rom
26
es nicht «inen Mann seltener Art gehabt hätte.
Dieser- war Casus Marius, der Sohn dun,
kler Eirern aus Arpinum, ein rauher, roher,
fürchterlicher Mensch, der Zögling des Krieges,
auf den er sich meisterhaft verstand. Zum vier,
ten Male war er in diesem Schreckensjahr Con,
ful, sein Amrsgehülfe v'uk. Caculus.
Die Feinde harten sich gerhetlt; die Kimbern
und Tectosager von Toulouse waren über den
Rhein und die Donau gegangen, um durch Rha,
ficu in Italien einzudringen, die Teutonen und
Ambronen aber hatten den geraden Weg durch
die römische Provinz in Gallien (die Provence)
eingeschlagen. Gegen jene blieb Catulus zur
Beobachtung, gegen diese zog Marius selber.
Wo der Rhone mündet, lagerte sich Martus
ans Meer, und hart an sein verschanztes i^ager
legten sich die Schaaren der Ambronen und Ten,
tonen, und forderten ihn zur Schlacht heraus.
Marius aber ächzte nicht darauf, sondern hielt
seine Soidaten im Lager, um sie erst au den
Anblick der riesenhaften Feinde zu gewöhnen,
und ihnen die Rüstung und Taktik derselben be,
kannr zu machen. Nach einem vergeblichen Sturm
auf das römische Lager brachen endlich die Tcut,
scheu auf, um über die Alpen nach Italien zu
gehen. Sechs Tage laug zogen sie ununrerbro,
chen au dem Lager vorüber, und fragten spot,
teud die Römer, ob sie etwas an ihre Weiber
zu bestellen hattenz sie würden bald bet ihnen
sein? — Marius folgte ihnen langsam bis nach
Aqua Sextiä (Aix) nach. Hier waren sie
den Alpen, den Pforten Italiens, nahe, wcß,
halb Marius die Schlacht zu wagen beschloß,
und zu dem Ende eine feste Lagerstakte bezog,
der es aber an Wasser fehlte, wodurch er, wie
man behauptet, seine Krieger aufreizen wollte.
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Extrahierte Personennamen: Casus_Marius Marius Caculus Marius Marius Martus Marius Marius Marius Marius Marius Marius
denn ihr Lager war ohne Wall und Schanze ge,
blieben und Tausende unbesiegter Feinde übrig.
Durch die Nacht aber ging ein Lärmen der Am,
bronen, das Menschcnstimmen nicht ähnlich, fon,
dern ein thierarkiges, mit Drohung und Weh,
klage gemischtes Heulen und Brüllen war und
rings an den Bergen und in den Thalern des
Flusses schauderitch wiederhallte. Selbst Ma,
rtus war in banger Besorg,,iß eines nächtlichen,
ordnungsiofen Treffens. Aber weder in der
Nacht, noch am folgenden Tage erfolgte eilt
Angriff.
Die Teutonen hatten sich an einer Anhöhe
gelagert, wo ihnen abschüssige Thäler und wald,
bedeckte Schluchten zu Häupten wäre . Dort,
hin schickte Marius den Claudius Marcellus mit
2000 Schwerbewaffneten in einen Hinterhalt,
und führte bei Anbruch des dritten Tages das
Heer zur Schlacht heraus. Kaum aber began-
nen die streirferrigen Kräfte sich in der Ebene
zu entwickeln, so entstand auf dem Rücken der
Teutonen Geschrei und Verwirrung. Claudius
Marcellus hatte den günstigen Augenblick wahr,
genommen, und stürmte jauchzend von den Höhen
herab. Die Teutonen hielten den Angriff von
zwei Setten nicht lange aus, ihre Schlachkord,
nung lös'te sich, Alles gab sich der Flucht. Hun,
derr tausend betrug die Anzahl derer, die ge,
tödet oder gefangen wurden. Unter den letztern
war auch der König Teu tob och, wie die Rö,
mer berichten, ein riesenhafter Mensch, der über
sechs Pferde wegsprtngen konnte.
Nach der Schlacht ließ Marius die erbeute-
ten Waffen und Geräthe, von denen er nur die
prachtvolleren für den Schmuck seines Triumphes
auslas, aufthürmen, um den Göttern ein groß,
ßes Brandopfer zu bringen. Eben umstand das
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Extrahierte Personennamen: Marius Marius Claudius_Marcellus Claudius
Marcellus Marius Marius
Heer mit Kränjen geschmückt die Stätte de-
Opfers und Marius war mit der Zurichtung des-
selben beschäftigt; da kamen Gesandte Roms
und brachten ihm Kunde, daß er zum fünften
Mal Cónsul sei nach der Wahl seiner Mitbür-
ger. Die Schlacht bei Aquä Sextiä war tm
I. 103 vor Cd. G.
Minder glücklich war Carulus, der den Kim-
bern in Italien entgegenstand. Um feine Streit-
kräfte nicht durch Vertheilung schwächen zu müs-
sen, hatte er die Besetzung der Alpenpässe auf-
gegeben, sich hinter die Athesis (Etsch) zurück-
gezogen, und über diele eine auf beiden Setten
durch Schanzen befestigte Brücke bauen lassen.
Im tiefsten Schnee stiegen die Kimbern zu den
Spitzen der Alpen hinan, setzten sich auf ihre
breiten Schilde, und rutschten hinab, über Ab-
gründe und gähnende Schluchten dahingttragen.
Als sie dann dem römischen Heere gegenüber
das Lager aufgeschlagen und die Furt besichtigt
hatten, fingen sie ein Wehr an. und den Gi-
ganten gleich, rings die Echhügel spaltend, brach-
ten sie entwurzelte Baume und Felsstücke und
Erdklumpen in den Strom, dessen gepreßte Flut
die hineingewvrfenen Lasten reißend dahin trug,
und die Brücke mir Schlägen erschütterte. Er-
schreckt verließen die meisten Römer das Heer
und ergriffen die Flucht. Die Kimbern aber
gaben unter Bedingungen, weiche sie selbst bei
einem ehernen Stier beschwuren, dio in einer
kleinen Feste gefangenen Römer frei, und ver-
breiteten sich dann, in den süßen, südlichen Ge-
uüssen schwelgend, über Ober, Italien.
Unter diesen Umständen kam Marius aa
und vereinigte sein Heer mit den Truppen des
Eakulus. Die Kimbern, welche von der Nie-
derlage der Teutonen nichts wußten oder nicht-
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Extrahierte Personennamen: Marius Marius Carulus Marius_aa Marius
so
wissen wollten ließen ihn nochmals fü' sich und
ihre Brüder *) um Wohnsitze bitten. Als dann
Marius die Gesandten derselben über diese Brü-
der befragte, und sie die Teutonen nannten;
lachten Alle, der finstere Marius aber sagte höh-
nisch: lasset die Brüder; denn sie haben Woh-
nungen von uns bekommen, die sie ewig behal,
ten werden. Die Gesandten, welche diese Ironie
verstanden, schimpften ihn, der seine Strafe fin-
den werde, und zwar von den Kimbern alsbald,
von den Teutonen aber, wann sie ankamen.
Sie sind schon da, versetzte Marius, und es ist
schicklich, daß ihr eure Brüder begrüßet, eh'ihr
weggehet. Er befahl alsdann, die Fürsten der
Teutonen, welche von den Sequanern in den Al-
pen aufgefangen worden waren, in Fesseln vor,
zuführen.
Als dies den Kimbern verkündet wurde, zo,
gen sie alsobald gegen den Marius der sich aber
still in seinem Lager hielt. B ojo rix, der Kim-
bern König, derselbe, der dem Aur. Scauru-
in jähem Zorn den Kopf abgeschlagen hatte, ritt,
von wenigen begleitet, an das römische Lager,
und forderte den Marius auf, Zeit und Ort der
Schlacht zu bestimmen. Dieser sagte, es sei
nicht der Römer Sitte, mit den Feinden über
die Schlacht zu Rakhe zu gehen, doch wolle er's
den Kimbern zu Gefallen thun. So setzten sie
*) Wahrscheinlich läßt Plutarch (Marius Xxiv.)
die Teutonen nur durch ein Mißverständmß von de»
Kimbern Brüder nennen. Wenigstens die-
tet sich die Vermuthung fast unwillkürlich dar, daß die
Kimbern Germanen gejagt, die Römer aber diese»
Wolksnamen für das gleichlautende Wort ihrer Sprach«!
G ex mini genommen haben.
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Extrahierte Personennamen: Marius Marius Marius Marius Marius Marius Marius Marius Marius Marius Marius_Xxiv. Marius_Xxiv.
31
zur Zeit den folgenden dritten Tag (1. 'August,
101.), zum One die Ebene bei Vercellü.
Als der Tag der Schlacht nun ankam, trat
das Fu^heer der Kimbern schweigend aus seinem
Lager heroor, an der Fronte eine gleichmäßige
Vertiefung bildend, indem /ede Seite sich drei-
ßig Stadien weit vordehnte. Zugleich zogen ih,
re Reiter, fünszehntausend an der Zahl, starte
lich heraus, mit eisernen Harnischen und weißen,
funkelnden Schilden, die Helme mit den Köpfen
und Brustbildern wilder Thiere und mit hohen
Federbüschen verziert. Jeder führte eine doppel,
spitzige Lanze; beim Angriff bedienten sie sich
aber "auch großer Schwerter. Die Enwickelung
ihrer Streilkräfre zeugte von vieler Kriegskunst.
Sie fielen die Römer nicht von vornen an, son,
dern machten einen verstellten Angriff auf den
rechten Flügel derselben, und drangen dann all,
mählich auf die Mitte und das auf dem linken
Flügel aufgestellte Fußvolk ein. Als dann einer
rief, die Feinde flöhen; brach das ganze Fuß-
volk der Kimbern, einem unermeßlichen, beweg,
ten Meere gleich, zur Verfoigung hervor. Irr
diesem entscheidenden Augenblick wusch Marius
die Hände und Hub sie zum Himmel empor und
gelobte den Göttern eine Heka ombe. Auch soll
«r, als ihm die Priester beim Opfer da-
Jnngeweide der Thiere zeigten, mir lauter Stim,
me gerufen haben: Mein ist der Steg! Nach
Anderer Aussage verirrte sich Marius in dem
Craubgewöike der Schlacht, so daß Catulus deir
Kampf fast allein zu bestehen batte. Was aber
vornehmlich den Römern den Sieg in die Härir
de spielte, war die Kriegslist des Marius, der
sein Heer so gestellt hatte, daß den Kimbera
Staub und Sonne entgegen waren. Dabei war
<tne den Söhnen nordischer Natur unerträglich?
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Extrahierte Personennamen: Marius Marius Marius Marius Marius Marius
35
noch lange blieb ihnen in dem sprüchwörtlich
gewordenen „kimbrischen Schrecken" die Ertn,
nerung an diese Tage der Angst *).
§. 4.
Julius Cäsar.
Es verstießen nun vierzig lange Jahre, wä'h,
tend denen Rom zwar nach Außen hin sein An,
sehen vermehrte, aber im Innern desto heftiger
blutete. Derweile bereitere sich der alte Ma,
rtus ein trauriges Ende, und Sulla starb (78),
und Spartacus büßte den Plan, die Sklaven,
die zum Theil Teuksche waren, zu befreien, un,
ter schrecklichen Marrern (71); über Teutsch,
land aber ruht ein tiefes Schweigen. Erst als
Julius Cäsar im I. 6v mit Pompejus und
Crassus das erste Triumvirat geschlossen und
Gallien zur Provinz bekommen hatte, werden
die Teutschen wieder genannt. Casar selbst
hat seine Kriege mit^hnen sehr gefällig darge-
stellt; doch ist die Schrift für die Geschichte nur
mit Vorsicht zu benutzen, weil die historische
Treue dieses staatsklugen Feldherrn schon von
gleichzeitigen Römern angefochten wird.
*) Wohin die Ueberdleihsel der Kimbern gekommen,
davon ist fast keine Spur in der Geschichte. Vielleicht
find deren in oen dreizehn und sieben Gemeinden (tre-
decii e aette communi ) , die in Norditalien, rings von
Wäschen umgeben, keutiche Sprache und Sitte bis auf
den heutigen Tag bewahrt haben, zu tuchen. Doch kön-
nen letztere auch sehr wohl die Reste späterer Einwan-
derer, der Gothen, Alemannen oder Langobarden, sein,
«bwol ihre Mundart bei dieser Annahme einige Schrvi«,
rigkeit macht.
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Extrahierte Personennamen: Julius_Cäsar Cäsar Sulla Spartacus Julius_Cäsar Cäsar
37
Ii. Zeitabschnitt.
Der große Freiheitskampf der Teutschen ge-
gen die Römer bis zur Völkerwanderung»
Vom I. 12 v. Ch. — 400 n. Ch.
§. 5.
Di« Völkerverhältniffe Teutschlanb- im
ersten Jahrhundert unserer Zeitrech»
n u n g.
Äbermals verlaufen nun 40 Jahre, wo wir
wenig oder nichts von den Teutschen vernehmen.
Cäsar, dessen Seele voll kühner Entwürfe war,
ging indessen über den Rubicon (49), zerstörte
in den Feldern bet Pharsains die Blüthe des
römischen Adels (43) und fiel selbst durch das
Schwert des Brutus (44). Sein glücklicher
Großneffe und Adoptivsohn Cäsar Ottavi a»
nus schloß dann mit Antonius und Leptdus das
zweite Triumvirat (43), Brutus und Cassius,
die letzten Verfechter der römischen Freiheit, un,
terlagen bei Phtlippi (42), Ocravian besiegte sei,
nen Nebenbuhler Antonius bet Actium (32)
und bestieg als Imperator Augustus (30)
den Thron der Welk. Unter ihm wurde durch
Drusus dann der Versuch gemacht, die kraftvol»
len, riesenhaften Teutschen tn ihren Urwäldern
zu unterjoche«.
TM Hauptwörter (50): [T20: [Rom Jahr Cäsar Senat Kaiser Pompejus Antonius Tod Krieg Sohn]]
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Extrahierte Personennamen: Cäsar Brutus Cäsar_Ottavi Cäsar Antonius Brutus Nebenbuhler_Antonius Antonius Augustus Drusus